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Impact
Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche: EU-Taxonomie und der Weg zum Klimaneutralen Europa
Die globale Herausforderung des Klimawandels erfordert weitreichende Anstrengungen, um die Umweltbelastung zu reduzieren und eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Ein bedeutender Teil dieser Bemühungen fällt auf den Immobiliensektor, der eine erhebliche Verantwortung trägt. Etwa 36% der energiebezogenen CO2-Emissionen, 40% des Energieverbrauchs und 50% des Abfalls gehen auf Gebäude zurück. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen ist es entscheidend, dass die Immobilienbranche ihren Beitrag zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens leistet.
Der Europäische Green Deal und die Rolle der EU-Taxonomie
In diesem Kontext wurde der Europäische Green Deal ins Leben gerufen. Eine ehrgeizige politische Initiative der EU, die darauf abzielt, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen EU-Institutionen, Mitgliedstaaten, Unternehmen und der Gesellschaft erforderlich. Der Europäische Green Deal deckt verschiedene Wirtschaftsbereiche ab, darunter Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie, Bauwesen und Finanzwesen.
Ein zentraler Bestandteil des Europäischen Green Deals ist die EU-Taxonomie, die am 29. Dezember 2021 in Kraft trat. Ihr Ziel ist es, Kapitalflüsse in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu lenken. Die Taxonomie basiert auf sechs Umweltzielen:
1. Klimaschutz
2. Anpassung an den Klimawandel
3. Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
4. Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
5. Vermeidung und Verminderung von Umweltauswirkungen
6. Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme
Eine Taxonomie-konforme Wirtschaftsaktivität muss zu einer dieser Ziele einen „wesentlichen Beitrag“ nachweisen. Die anderen Ziele dürfen durch die Aktivität nicht negativ beeinflusst werden, was durch die „Do no significant harm“ (DNSH) Kriterien abgebildet wird. Artikel 18 aus Absatz 2 soll zudem verhindern, dass grüne Investitionen als nachhaltig bezeichnet und angesehen werden, wenn das Unternehmen und die entsprechenden Aktivitäten negative Auswirkungen auf die Menschenrechte, einschließlich der Arbeitsrechte hat, korrupte Praktiken mit einschließen, oder mit Nichteinhaltung von Steuergesetzen oder wettbewerbswidrigen Praktiken in Verbindung steht.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Umsetzung der EU-Taxonomie stößt jedoch auf verschiedene Herausforderungen. Strukturelle, inhaltliche und praktische Hindernisse können den Prozess erschweren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Identifizierung relevanter Daten, der mangelnden Datenverfügbarkeit, den unterschiedlichen Datenformaten und der Verifizierung durch Finanzunternehmen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben wir einen gemeinschaftlichen Lösungsansatz entwickelt. In Zusammenarbeit mit Experten aus der Immobilienbranche, haben wir ein Datenmodell erstellt.
In dieser Runde sind besonders zu nennen:
• Jan von Mallinckrodt (Union Investment)
• Robert Kitel (alstria)
• Markus Scholand, Andreas Wuermeling, Franz Muschler (Pfandbriefbank)
• Kilian Nass, Jochen Menzen, Steffen Bruns (Aareal Bank)
• Anja Peter, Jan Peter Annecke, Richard Bentley (Helaba)
• Alexander Piur, Martina Goebel (ING)
• Ingo Martin, Nicole Boelscher (NORD/LB)
• Maximilian Riede, Annette Marbs, Ulrich Zick (Swiss Life)
Dieses Datenmodell berücksichtigt wichtige Prinzipien wie Eindeutigkeit, Vollständigkeit, Konsistenz, Flexibilität, Effizienz, Verständlichkeit und Dokumentation.
Geschäftslogik des Datenmodells zur EU-Taxonomie
Das Datenmodell ermöglicht es Unternehmen, spezifische Anforderungen gemäß der EU-Taxonomie abzubilden. Das Datenmodell kann als Grundlage dazu dienen, die benötigten Daten mit in vorhandene Fragebögen zu integrieren. Wir haben zudem einen Vorschlag für benutzerfreundliches Frontend zur Datenerfassung entwickelt, das Abhängigkeiten und Zusammenhänge berücksichtigt. Dieser Open-Source-Ansatz zielt darauf ab, unnötige Arbeitsschritte zu vermeiden und die Datenintegration zu erleichtern.
Nach einer ersten Veröffentlichung des Datenmodells im Juli 2023, wurden jetzt noch weitere Optimierungen vorgenommen: Zum einen wurden die DNSH-Kriterien im Detail ergänzt und zum anderen wurden die Minimum Safeguards mit integriert. Die Konsequenz: Aus den bisher 36 abgefragten Werten wurden nun 62. Dafür sind die Fragen direkt an den Anforderungen orientiert, welche im Detail dargestellt werden. So wird die Prüfung der EU-Taxonomie Konformität durch das Datenmodell noch leichter.
Nachhaltigkeit durch Kooperation und Innovation – die EU-Taxonomie ist nicht alles!
Die Immobilienbranche steht vor der wichtigen Aufgabe, ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Die EU-Taxonomie und der Europäische Green Deal bieten den Rahmen, um nachhaltige Investitionen zu fördern und die Umweltauswirkungen zu verringern. Durch enge Zusammenarbeit, innovative Lösungsansätze und die Bereitschaft zur Anpassung können wir gemeinsam eine klimaneutrale Zukunft schaffen. Unser Datenmodell und unsere Geschäftslogik sind ein Schritt in diese Richtung, um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen und die Herausforderungen der EU-Taxonomie zu bewältigen.
Allerdings werden wir diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht allein durch die Konformität mit der EU-Taxonomie bewältigen können. Es gibt nur für 3 Klimaziele technische Bewertungskriterien und damit die Möglichkeit, einen „wesentlichen Beitrag“ nachweisen zu können. Und die dort abgebildeten Ansprüche reichen teilweise nicht weit genug.
Für die übrigen Klimaziele, die nur durch die DNSH-Kriterien abgebildet werden, sind die Anforderungen teilweise auch nicht ambitioniert genug: Das Klimaziel 6 beispielsweise bezieht sich auf den Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und von Ökosystemen. Zwar muss hier unter anderem eine Umweltverträglichkeitsprüfung und ggf. Abhilfemaßnahmen umgesetzt werden. Von einer Biodiversitätsstrategie, biodiversitätsfördernden Außenflächen und der Vernetzung von Lebensräumen ist jedoch nicht die Rede. Dieses Potenzial wird beispielsweise in der DGNB-Zertifizierung (Version 2023) besser ausgeschöpft.
Die Diskussion darüber können Sie in unserem Online-Panel vom 19.09.2023 nachvollziehen.
Sehr gerne stellen wir Ihnen das Datenmodell kostenlos zur Verfügung. Wenn Sie Fragen, Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge haben, freuen wir uns von Ihnen zu hören und in Austausch zu kommen. Schicken Sie uns Ihre Anfrage an s.seidel@ais-management.de und wir werden es Ihnen schnellstmöglich schicken.
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