Gips in Deutschland: Bedeutung, Nutzung und Zukunft

Deutschland gilt oft als rohstoffarmes Land, doch bei Baurohstoffen und Industriemineralen ist die Lage anders. Gips und Anhydrit sind essenzielle Rohstoffe für die Bauindustrie, aber auch für viele andere Industriezweige von Bedeutung. Der jährliche Gipsbedarf in Deutschland liegt bei rund 10 Mio. t und wird fast vollständig aus heimischen Rohstoffquellen (Naturgips und -anhydrit, REA-Gips, RC-Gips und andere technische Gipse) gedeckt

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat im Januar 2025 eine umfassende Studie mit dem Titel "Gips und Anhydrit - Gipsrohstoffe in Deutschland" veröffentlicht. Diese detaillierte Untersuchung bietet wertvolle Einblicke in Deutschlands bedeutende Gipsressourcen, deren Verwendungszwecke und zukünftige Perspektiven.

Vorkommen und Gewinnung Deutschland verfügt über bedeutende Vorkommen von Naturgips und -anhydrit, insbesondere in Niedersachsen, Thüringen, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In Deutschland standen im Jahr 2024 insgesamt 63 Lagerstätten für die Gewinnung von Gips und Anhydritstein in Abbau. Die Rohstoffe werden sowohl im Tagebau als auch unter Tage gewonnen. Neben dem Abbau spielen auch synthetische Gipse, insbesondere REA-Gips, eine zentrale Rolle. REA-Gips aus der Rauchgasentschwefelung in Kohlekraftwerken trägt erheblich zur deutschen Gipsversorgung bei.. Allerdings wird die Verfügbarkeit dieser technischen Gipse durch den geplanten Kohleausstieg bis 2038 stark abnehmen.

Anwendungsbereiche Die Hauptabnehmer von Gips und Anhydrit sind die Bau- und Baustoffindustrie. Rund 87 % des gewonnenen Gipses werden für die Herstellung von Bauprodukten wie Gipskartonplatten, Putzen und Estrichen verwendet. Darüber hinaus wird Gips für Modell- und Formgipse, in der Landwirtschaft als Düngemittel sowie in der Medizin, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie eingesetzt.

Nachhaltigkeit und Recycling Ein wachsendes Thema in der Gipsindustrie ist das Recycling von Gipsprodukten. Durch die Wiederverwertung von Baugipsabfällen kann der Bedarf an Naturgips reduziert werden. Zudem müssen nachhaltige Konzepte für den Abbau entwickelt werden, um Umweltauswirkungen zu minimieren und Naturschutzinteressen zu berücksichtigen.

Zukunftsperspektiven Die Gewinnung von Gips- und Anhydritgestein wird durch mehrere Faktoren deutlich eingeschränkt.

Zum einen setzen Naturschutzbelange der Raumplanung klare Grenzen, wodurch nicht alle potenziellen Abbaugebiete genutzt werden können. Zum anderen führt die gesellschaftliche Skepsis gegenüber Rohstoffabbauvorhaben häufig zu Konflikten, die wiederum in langwierigen, komplexen Genehmigungsverfahren resultieren. Mit dem Kohleausstieg und dem steigenden Bedarf an Gipsprodukten stehen Politik und Industrie vor der großen Aufgabe, eine langfristige Versorgung mit Gipsrohstoffen zu sichern.

Die Verwendung von Lehm, Kalk oder Holzwerkstoffen zur Herstellung von Bauprodukten sowie die Nutzung weiterer nachwachsenden Rohstoffe wie Stroh oder Hanf bietet spezifische Vorteile im ökologischen Bauen. Die flächendeckende Verfügbarkeit und der Aufbau neuer Industrien bleibt jedoch eine Herausforderung.