Building Circular
Re:Unit: Nachhaltiges Bauen mit 100% wiederverwendbaren Gipsplatten
Donnerstag, 10. Oktober 2024 | Online Event
Ressourcenschonende Lösungen im Innenausbau
Ernten statt wegwerfen?
Re:Unit ist ein innovatives Unternehmen, das sich auf die Wiederverwendung von Bauprodukten spezialisiert hat. Ihr Ziel ist es, ressourcenschonendes und CO2-armes Bauen für jeden zugänglich zu machen. Mit der re:Gipsplatte bieten sie eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Gipsplatten, die einfach zu verwenden ist und nahezu 100% CO2e-Einsparung ermöglicht.
Die Mission von Re:Unit ist es, die Hürden für die Wiederverwendung von Bauprodukten zu beseitigen und gleiche Bedingungen wie bei Primärprodukten zu schaffen:
1. Massenproduktion, Qualitätssicherung und marktübliche Einkaufsbedingungen, um die Produkte alltagstauglich zu machen
2. Durch Ernteverfahren bleibt der Produktstatus während des Rückbaus erhalten, was eine direkte Wiederverwendung ermöglicht
Gemeinsam diskutieren wir:
- Problemstellung: Gipskarton in der Baubranche
- Lösung: Von der Idee zum Produkt
- Hürden & Stolpersteine: Akzeptanz, Standardisierung
- Skalierung: Circular Economy in der Bauwirtschaft
Event-Zusammenfassung (KI)
Re:Unit: Nachhaltiges Bauen mit 100% wiederverwendbaren Gipsplatten
Im Rahmen des Fach-Webinars "Re:Unit:" präsentierten sich Sarah Schuhmann, Gründerin von Rio Unet, und Timm Sassen, ehemaliger Arbeitsgruppenleiter der GIF, als führende Experten, um ihre innovativen Ansätze zur Förderung von Nachhaltigkeit in der Bauindustrie zu diskutieren. Im Mittelpunkt ihrer Präsentation standen Konzepte zur Wiederverwendung von Bauprodukten, die sich als Schlüsselfaktor zur Reduktion von Abfall, Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen erweisen könnten.
Schuhmann stellte das Produkt Reunit-Platte vor, das auf dem Prinzip basiert, bestehende Materialien zu recyceln. Diese Initiative zielt darauf ab, den Einsatz neuer Rohstoffe zu minimieren und die Ressourcenschonung zu fördern, indem lokale Materialien zur Optimierung der CO2-Bilanz genutzt werden. „Wir wollen das Wiederverwenden von Bauprodukten alltagstauglich und für jeden zugänglich machen“, erklärte Schuhmann. Besondere Betonung legte sie auf das Potenzial bestehender Abfallstoffe als Quelle für die Produktion, was einen Paradigmenwechsel im Bauwesen darstellt.
Timm Sassen betonte die Bedeutung des Innenausbaus hinsichtlich Ressourcenverbrauch und Emissionen. Dieser Bereich sei genauso intensiv wie der Rohbau, was die Promotion von recycelbaren Materialien und die Entwicklung ökologischer Konzepte erforderlich mache: „Es ist entscheidend, dass wir ein Konzept entwickeln, das den ökologischen Fußabdruck der Bauindustrie drastisch verringert.“
Ein Eckpfeiler der Diskussion war die Herausforderung, warum trotz offensichtlicher Vorteile die Praxis der Wiederverwendung nicht weiter verbreitet ist. Schuhmann erklärte die bisherige Komplexität des Prozesses als Haupthindernis, mit Fragen wie „Wer baut die aus? Wer baut die ein? In welcher Qualität werden die ausgebaut?“. Rio Unet begegnet diesen Herausforderungen mit einem innovativen Verfahren, das es erlaubt, Gipskartonplatten direkt vor Ort zu „ernten“ und wiederaufzubereiten. Diese Ernteplatten bieten nahezu 100%ige CO2-Einsparungen im Vergleich zur Neuproduktion.
Ein weiterer Aspekt der Präsentation war die Sicherung der Qualität bei der Wiederverwendung von Baumaterialien. Schuhmann hob hervor, dass ihre Produkte denselben DIN-Standard wie Primärprodukte erfüllen, wodurch alle bautechnischen Anforderungen im Bereich Schallschutz und Brandschutz gewährleistet sind. Um die fachgerechte Umsetzung sicherzustellen, bietet das Unternehmen Schulungen für Abbruch- und Trockenbauunternehmen an.
Zusätzlich löste die Diskussion über die ökonomische Rentabilität des Wiederverwendens großes Interesse unter den Teilnehmern aus. Die Kostenstruktur für recycelte Gipsplatten, so Schuhmann, ist als Einkaufspreis pro Quadratmeter zu verstehen, variierend durch lokale Abbruchkosten. Sassen ergänzte, dass zukünftige Rahmenbedingungen, wie etwa das geplante Deponieverbot für Gips in Berlin, die Transformation zu einem sortenreinen mechanischen Rückbau fördern würden.
Ein visionäres Ziel von Rio Unet ist die umfassende Integration von Recycelprodukten in die öffentliche Vergabepolitik. Schuhmann rät dazu, in Ausschreibungen CO2-Grenzwerte zu verankern, um umweltfreundliche Lösungen zu bevorzugen. Dies solle durch neue Begrifflichkeiten in Ausschreibungstexten unterstützt werden, wodurch der Markt für regionale, nachhaltige Bauprodukte gestärkt wird. Sassen betonte die Notwendigkeit einer Werteverschiebung von kostenorientierter zu nachhaltigkeitsorientierter Vergabe: „Die Operationalisierung hakt sehr stark, weil das noch kostengetrieben ist.“
Die Zukunftsvision von Rio Unet basiert auf der umfassenden Adaption von nachhaltigen Bauprodukten als Norm und der gezielten Förderung von Kreislaufwirtschaft. Die Implementierung dieser Konzepte erscheint nicht nur als zukunftsweisend, sondern als unerlässlich für die nachhaltige Transformation des Bauwesens. Schuhmann und Sassen illustrieren die Chance für den Bausektor, durch technologische und konzeptionelle Innovationen einen substantiellen Beitrag zu den globalen Klimazielen zu leisten.
Insgesamt verdeutlicht das Webinar "BUILTWORLD", dass der Einsatz von Recyclingprodukten im Großbau eine essenzielle Erweiterung traditioneller Baupraktiken darstellen könnte. Durch die Vernetzung von Innovation und Nachhaltigkeit, so wie durch den Anstoß zum Umdenken seitens der Industrie, werden die Chancen für den Bausektor umrissen, innerhalb weniger Jahre eine ressourcenschonendere und umweltbewusstere Praxis zu etablieren.
Panelisten
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