Building Circular
Ressource unlimited: Stroh im Bauwesen - quo vadis
Donnerstag, 27. Februar 2025 | Online Event
Stroh als Baumaterial: Was ist derzeit möglich?
Event-Zusammenfassung (KI)
Innovative Ansätze im ökologischen Bauen: Der Einsatz von Stroh als nachhaltiger Baustoff
Im Rahmen der Fachveranstaltung „Ressource unlimited: Stroh im Bauwesen - quo vadis“ trafen sich führende Köpfe der Baubranche, um über den Einsatz nachhaltiger Materialien im Bauwesen zu diskutieren. Marcel Burgstaller, Rene Kruzik und Jens Christian Kubicki beleuchteten insbesondere die Möglichkeiten, die Stroh als nachwachsender Rohstoff im modernen Bauwesen bietet. Diese Diskussion legte den Fokus auf die Nutzung von Stroh in Baukonstruktionen sowie auf die Vorteile und Herausforderungen, die mit innovativen ökologischen Baupraktiken verbunden sind.
Marcel Burgstaller eröffnete das Webinar mit der Vorstellung von Stroh als zentrale Ressource im ökologischen Bau. Er bezeichnete Stroh als eine „Unendlichkeitsreserve“, die sich als Nebenprodukt der Landwirtschaft eignet, um den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden zu reduzieren. Die Bauweise mit Stroh, so Burgstaller, bindet nicht nur effektiv CO₂, sondern verbessert auch die Gesamtumweltbilanz von Gebäuden durch natürliche Wärmedämmung und Schallschutzfähigkeiten. Diese Eigenschaften machen Stroh zu einem leistungsfähigen Baustoff, der sowohl in Einfamilienhäusern als auch in umfangreicheren Modulbauprojekten genutzt werden kann.
Im speziellen betonte Rene Kruzik die Bedeutung seiner Zusammenarbeit mit Burgstaller beim Einsatz von Stroh im Modulbau. Er hob hervor, dass diese Bauweise eine Symbiose aus Tradition und Innovation darstellt und somit das Potenzial besitzt, die Baubranche nachhaltig zu transformieren. Durch die Implementierung von Strohbauplatten, die mineralisch gebundene Platten ersetzen könnten, wird der ökologische Bau standardisiert und zukunftsfähig gemacht. Dieses Material bietet hervorragende Vorteile hinsichtlich Brandschutz und Wärmedämmung und könnte somit einen erheblichen Durchbruch im nachhaltigen Bauwesen darstellen.
Ein zentraler Teil der Diskussion drehte sich um die neuen Produkte, die Burgstaller präsentierte, wie die Strohdämmplatte und feuerbeständige MDF-Platten auf Stroh-Basis. Die Strohdämmplatte zeichnet sich durch eine geringe Dichte aus, was sie zu einem effektiven CO₂-Speicher macht. Diese Platte ermöglicht es, pro verbauten Quadratmeter rund 80 kg CO₂ einzusparen, und bietet gleichzeitig eine hohe Leistung im Schall- und Brandschutz. Die MDF-Platte hingegen erweist sich besonders im Möbelbau als wertvoll, da sie ohne chemische Brandhemmer auskommt und dadurch ein natürliches und umweltfreundliches Produkt darstellt.
Jens Christian Kubicki, der aus der Praxis berichtete, verwies auf das große Potenzial der Nutzung von Strohbauplatten in Projekten in Deutschland. Auch wenn anfängliche Herausforderungen bei der Implementierung zu bewältigen gewesen seien, habe die erfolgreiche Integration von Stroh zu neuen Standards im Bau umweltfreundlicher Gebäude geführt. Er erläuterte weiter, dass die Materialwahl und -standardisierung entscheidend für die Nachhaltigkeit eines Bauprojekts seien. Dabei spiele die Umstellung auf Holzhybridbau eine wesentliche Rolle, um die CO₂-Bilanz zu reduzieren.
Zudem hob Kubicki die Vorteile der Strohbauplatten hervor, darunter ihre Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung, was zur Verbesserung des Raumklimas beiträgt. Er betonte auch den Verzicht auf umweltschädliche Materialien wie das kunststoffbasierte Malervlies zugunsten umweltfreundlicher Silikatfarbe. Diese Veränderungen unterstreichen den wirtschaftlichen wie ökologischen Ansatz des Projekts und streben eine Verbesserung der Ökobilanz an.
Ein innovativer Ansatz, der ins Auge gefasst wurde, ist die Möglichkeit, die gesamte Bauweise auf einer kompostierbaren Basis aufzubauen, sodass alle verwendeten Materialien am Ende ihrer Nutzungsdauer in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden könnten. Diese Vision würde die vollständige Rückführbarkeit und nachhaltige Nutzung der Baustoffe sicherstellen und so einen erheblichen Beitrag zum ökologischen Bauen leisten.
Abschließend waren sich die Fachleute einig, dass der Einsatz von Stroh als alternativer Baustoff im Bauwesen eine wegweisende Umstrukturierung für die Branche darstellt. Die daraus resultierende Reduzierung der Umweltbelastung zeigt, dass ökologisches Bauen nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich attraktiv gestaltet werden kann. Die Veranstaltung „BUILTWORLD“ verdeutlichte eindrucksvoll, dass durch den gezielten Einsatz neuer Materialien, wie Stroh, die Bauindustrie bereit ist, ihren ökologischen Fußabdruck signifikant zu verringern und qualitativ hochwertige, nachhaltige Gebäude zu realisieren.