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Die neue Art der Projektentwicklung: Redevelopments als Opportunität für die Dekarbonisierung und Wertsteigerung
Mittwoch, 6. März 2024 | Online Event
Nutzungspotenziale und Ökologische Performance in der Abwägung
Die Umnutzung von Büros wird aktuell heiß diskutiert. Wenn es darum geht, ein Bestandsgebäude neu zu entwickeln, stehen Eigentümer, Investoren und Entwickler am Anfang vor der Frage: Welches Optimierungspotenzial steckt in der Substanz? Einerseits für künftige Nutzungsmöglichkeiten und andererseits aus ökologischer Sicht – Stichwort Energieeffizienz und Whole Life Carbon. Schon in der Ankaufsphase braucht es Sicherheit über notwendige und mögliche Investitionen.
Im Webinar zeigen Michael Garstka und Philipp Hollberg ein konkretes Projekt, das vom Büro zum Hotel entwickelt werden soll. Sie sprechen, wie die Entscheidung für den Bestandserhalt auf fundierten Daten getroffen wird und wie ein Sanierungsfahrplan mit Hand und Fuß entsteht. Sie diskutieren die Rolle der Projektentwicklung bei der Bestands-Dekarbonisierung und die Opportunitäten, die in der Neupositionierung von Objekten stecken.
Event-Zusammenfassung (KI)
Die neue Art der Projektentwicklung: Redevelopments als Opportunität für die Dekarbonisierung und Wertsteigerung
Im Rahmen des Webinars "Die Herausforderungen der Immobilienentwicklung im Bestand" diskutierten Michael Garstka, Geschäftsführer bei Liszt Develop Commercial, und Philipp Hollberg, ein renommierter Experte für energieeffizientes Bauen, die vielschichtigen Herausforderungen und Chancen der Bestandsentwicklung. Die Veranstaltung bot tiefgehende Einblicke in die strategischen Überlegungen bei der Revitalisierung bestehender Immobilien und unterstrich den wachsenden Fokus auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Ein zentraler Aspekt der Diskussion lag auf den technologischen und ökologischen Möglichkeiten eines modernen Re-Developments. Garstka und Hollberg beleuchteten, wie die Integration nachhaltiger Bauweisen und technischer Innovationen in der Projektentwicklung zur wirtschaftlichen und ökologischen Tragfähigkeit beitragen kann. Garstka betonte die Notwendigkeit, Immobilien so zu gestalten, dass sie auch zukünftig marktfähig bleiben, indem er ausführte: „Wenn ich es nicht mache, kostet das viel mehr.“ Diese Aussage verdeutlicht, dass ökologisch nachhaltige Bauweisen langfristige wirtschaftliche Vorteile bieten.
Hollberg ergänzte die Diskussion mit einem Einblick in die technologische Unterstützung durch die Carla Plattform. Diese ermöglicht durch Sanierungspotenzialanalysen eine fundierte Bewertung und Optimierung bestehender Immobilien. Insbesondere die Fähigkeit, ältere Objekte effizient zu analysieren und sie durch gezielte Maßnahmen zukunftssicher zu gestalten, wurde hervorgehoben. Die Umnutzung bestehender Gebäude, beispielsweise die Umwandlung eines Büros zu einem Hotel, zeigt sich als zukunftsweisender Ansatz, um Bestandsobjekte gewinnbringend zu transformieren.
CO2-Reduzierung als Kernanliegen
Ein weiterer Schwerpunkt war die CO2-Emissionen bei der Revitalisierung von Bestandsgebäuden. Laut Hollberg basiert die Methodik zur Analyse auf einer umfassenden Portfoliobetrachtung, die es ermöglicht, die Effekte von Investitionen auf die Reduzierung von Emissionen transparent darzustellen. „Das ganze Vorgehen basiert auf einer Portfoliobetrachtung, die es ermöglicht, das größte Verbesserungspotenzial zu identifizieren“, erläuterte er. Diese Betrachtung bildet einen entscheidenden Faktor bei der Entscheidung über mögliche Umbauten oder Umbauten, da sie Investitionskosten und Emissionsreduktionseffekte gegenwärtigen CO2-Kosten gegenüberstellt.
Sanierung vs. Neubau
In der Diskussion wurde zudem der ökologische und ökonomische Vergleich zwischen der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden und einem kompletten Neubau behandelt. Die Analyse ergab, dass eine energetische Sanierung insbesondere durch die Vermeidung der bei Neubauten entstehenden initialen Emissionen signifikante Emissionseinsparungen ermöglicht. Hollberg spezifizierte dabei: „Bei einer Sanierung entstehen rund 150 kg CO2 pro Quadratmeter, während ein Neubau etwa 350 kg CO2 pro Quadratmeter verursacht.“ Diese Zahlen verdeutlichen die potenziellen Vorteile der Sanierung nicht nur aus einer ökologischen, sondern auch aus einer ökonomischen Perspektive, da sie zu einer Einsparung von rund 500 Tonnen CO2 führen kann.
Aus wirtschaftlicher Sicht stellte Garstka dar, dass die Sanierung und der Umbau eines Bestandsgebäudes gesamtwirtschaftlich günstiger ausfallen, mit Kosten von etwa 5,9 Millionen Euro im Vergleich zu einem vollständigen Neubau, der rund 7,8 Millionen Euro kosten würde. Die Attraktivität der Sanierung ergibt sich somit aus den geringeren Kosten, gepaart mit den erwähnten ökologischen Vorteilen.
Strategische Kompetenzen und digitale Hilfsmittel
Ein bedeutender Teil der Veranstaltung widmete sich der Nutzung von digitalen Lösungen, um die Effizienz und Präzision in der Projektentwicklung zu erhöhen. Besonders betont wurde die Fähigkeit, durch automatisierte Systeme 3D-Modelle von Gebäuden zu erstellen und diese als Grundlage für Energiebedarfsberechnungen zu nutzen. Hollberg führte aus: „Durch die Eingabe einer Adresse können wir ein automatisiertes 3D-Modell mit Fensterflächen und Ausrichtung erstellen, das als Grundlage für Energiebedarfsberechnungen dient.“
Dieser technologische Fortschritt erlaubt eine fundierte Potenzialanalyse in frühen Phasen der Projektentwicklung und unterstützt die Ermittlung der ökonomischen und ökologischen Tragfähigkeit von Bauvorhaben. Die Dekarbonisierung von Energieträgern, etwa durch die Ersetzung von Gas durch Strom über Wärmepumpen oder Fernwärme, wurde als entscheidender Hebel zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen identifiziert.
Langfristige Perspektiven und Chancen
Abschließend verdeutlichte die Veranstaltung die Vielschichtigkeit der Modernisierung von Bestandsbauten und die sich bietenden wirtschaftlichen Gelegenheiten. Der Einsatz energieeffizienter Maßnahmen bringt nicht nur einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern bietet auch signifikante wirtschaftliche Vorteile. Garstka und Hollberg verdeutlichten in einem eindrucksvollen Vortrag, dass strategische Sanierungen nicht nur die Betriebskosten senken, sondern auch die Verwalter und Investoren durch eine verbesserte Zeit- und Kosteneffizienz überzeugen können.
Die strategische Immobilienentwicklung im Bestand kombiniert präzise Analysen mit innovativen Technologien und eröffnet neue Perspektiven für Eigentümer und Investoren. Sie trägt dazu bei, die Rentabilität von Immobilien zu steigern und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur umweltfreundlichen Gestaltung der Stadtlandschaft zu leisten.
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