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Nachhaltige gewerbliche Immobilienfinanzierung: Trends, Risiken und Chancen
Dienstag, 8. April 2025 | Online Event
Klimarisiken, soziale Nachhaltigkeit & die Zukunft der Immobilienfinanzierung
Nachhaltigkeitsanforderungen verändern die Rahmenbedingungen für Immobilienfinanzierungen spürbar. In dieser Online-Veranstaltung diskutieren Wolfgang Moderegger und Tobias Just die Implikationen von Nachhaltigkeitsregulierungen und Marktreaktionen für Immobilienfinanzierungen in Europa.
Im Fokus stehen vier Studien der IREBS, die unter anderem belegen, dass Klimarisiken in der Bepreisung von gewerblichen Immobilienfinanzierungen messbar sind. Zudem wird beleuchtet, wie unterschiedlich Bewertungsansätze für Klimarisiken ausfallen und welche Unsicherheiten dies für Banken und Investoren schafft. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Ergebnissen zur sozialen Nachhaltigkeit und deren Bedeutung für die Immobilienwirtschaft.
Diskussionspunkte:
- Inwieweit spiegeln sich Klimarisiken bereits in Finanzierungskonditionen wider?
- Welche Herausforderungen ergeben sich aus der Vielfalt an ESG Bewertungsmodellen?
- Wie kann soziale Nachhaltigkeit in Finanzierungsentscheidungen integriert werden?
Event-Zusammenfassung (KI)
Nachhaltige gewerbliche Immobilienfinanzierung: Trends, Risiken und Chancen
Im Rahmen des Webinars "Nachhaltige gewerbliche Immobilienfinanzierung: Trends, Risiken und Chancen" auf der Plattform BUILTWORLD kamen führende Fachleute der Immobilienbranche zusammen, um über die komplexen Wechselwirkungen zwischen ökologischen und sozialen Aspekten der nachhaltigen Finanzierungspraktiken zu diskutieren. Zu den prominenten Teilnehmern zählten Prof. Dr. Tobias Just, ein ausgewiesener Experte für Sustainable Real Estate Finance, der durch seine tiefgreifende Analyse der Risiken und Chancen in der Branche hervorstach, und Wolfgang Moderegger.
Ein zentrales Thema des Webinars war die Differenzierung zwischen transitorischen und physischen Risiken, mit denen sich die Immobilienwirtschaft konfrontiert sieht. Transitorische Risiken beziehen sich auf die Anpassungsprozesse an neue Regulierungsvorgaben, während physische Risiken direkt aus den Folgen des Klimawandels resultieren, wie z. B. Flutschäden und Stürmewirkungen. Prof. Dr. Tobias Just verdeutlichte: "Das transitorische Risiko dominiert möglicherweise bei einem gemäßigten Klimawandel, während das physische Risiko bei drastischeren Klimaveränderungen überwiegen könnte."
Der Vortrag beleuchtete umfassend die Bedeutung von Klimarisiken für die Finanzbranche, insbesondere wie diese bestehende Immobilienwerte und die Kreditvergabepraxis der Banken beeinflussen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wurde hier als zentraler Akteur identifiziert, da sie durch ihre Investitionsrichtlinien den Übergang zu nachhaltigeren Marktpraktiken entscheidend prägt. Prof. Dr. Tobias Just erkannte an: "Hinsichtlich der Klimarisiken ist der wichtige Game Changer, dass die EZB sich dessen annimmt."
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Analysetiefe von Scope 1, 2 und 3 Emissionen, die als Benchmarks für die Klimarelevanz von Immobilienprojekten dienen. Diese Emissionskategorien helfen dabei, den CO2-Ausstoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu quantifizieren und damit die Umweltbelastung von Immobilienprojekten präziser einzuschätzen.
Ein stark diskutierter Aspekt des Webinars war der Margenspread zwischen nachhaltigen und konventionellen Gebäuden. Effizientere Gebäude könnten theoretisch einen stabileren Cashflow und geringere systemische Risiken aufweisen. Dennoch stellt die praktische Umsetzung solcher Projekte eine Herausforderung dar, da wirtschaftliche Anreize oft hinter regulatorischen Anforderungen zurückbleiben. Prof. Dr. Tobias Just zog Parallelen zu vorherigen Studien: "Wir haben das in dem German Debb Projekt zu Fragen der Margendifferenzen im Green Bond-Markt eingeführt."
Ein weiteres zentrales Thema war die oft vernachlässigte Bedeutung von sozialer Nachhaltigkeit in der Immobilienfinanzierung. Während ökologische Aspekte oft im Vordergrund stehen und objektiver messbar sind, erfordert die soziale Dimension - einschließlich Chancengleichheit und Inklusion - einen differenzierten Ansatz. Prof. Dr. Tobias Just erläuterte: „Es ist unglaublich schwierig, einen Konsens festzustellen, wie man das Soziale abbilden kann.“ Diese sozialen Kriterien seien aufgrund ihrer Komplexität und der weichen Messbarkeit herausfordernd zu definieren, aber dennoch unverzichtbar, um eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung in der Immobilienbranche zu gewährleisten.
Die Teilnehmer widmeten sich intensiv der Erstellung von Kriterienkatalogen, die es ermöglichen sollen, soziale Nachhaltigkeitsziele systematisch mit Projektentwicklern, Investoren und Kapitalgebern zu diskutieren. Der Vorschlag von Prof. Dr. Tobias Just, leistungsfähige Raster als Hilfsmittel zur strategischen Diskussion über Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln, fand großen Anklang. Ziel ist es, praktikable Lösungen zu identifizieren und gezielte Finanzierungsstrategien zu fördern.
In ihren Diskussionen unterschieden die Teilnehmer zudem zwischen allokativen und distributiven Ansätzen in der sozialen Nachhaltigkeit. Während erstere die effiziente Ressourcenallokation beachten, zielen distributive Ansätze auf die gerechte Verteilung dieser Ressourcen. Beide Perspektiven sind entscheidend, um soziale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und in der Praxis zu verankern.
Zusammenfassend unterstrich das Webinar die wesentliche Notwendigkeit einer proaktiven und informierten Herangehensweise an nachhaltige Finanzierungspraktiken in der Immobilienbranche. Die Herausforderungen, vor denen die Branche steht - von inkonsistenten Bewertungstools bis zur komplexen Integration sozialer Aspekte -, erfordern innovative Ansätze und robuste Datenmodelle. Trotz regulatorischer Fortschritte bleiben wirtschaftliche Anreize und die konkrete Umsetzung ein umfassender Aufgabenbereich. Die Eröffnung des Dialogs über praktikable soziale Kriterien zeigt jedoch den richtigen Weg zu einer nachhaltigen Zukunft in der Immobilienfinanzierung auf. Prof. Dr. Tobias Justs Aufruf zu tiefgreifenden Diskussionen und strategischen Lösungen markiert einen bedeutsamen Schritt in diese Richtung.
Während die europäischen Finanzinstitutionen und die EZB strategisch darauf reagieren müssen, was die Zukunft der US-Klimapolitik bringen könnte, bleibt Europa entschlossen, seine eigenen Klimaziele zu verfolgen. Trotz möglicher kurzfristiger Verzögerungen unterstrich das Webinar die robusten Ambitionen der europäischen Finanzwelt, eine nachhaltigere Immobilienlandschaft zu fördern.
Panelisten
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