Sie müssen angemeldet sein, um dieses Video sehen zu können.

Registrieren

Sie besitzen bereits einen Account?

Login
gebaeudebegruenung-was-bringt-es

Manage to Zero

Gebäudebegrünung - Was bringt es wirklich?

Mittwoch, 17. Januar 2024 | Online Event

Dachbegrünung & Fassadenbegrünung im Check

Bereits 2019 wurde der Bosco Verticale in die CTBUH Liste der 50 berühmtesten Hochhäuser der Welt aufgenommen. Laut dem Architekten Stefano Baeri "würdigt die Auszeichnung die Idee, dass die lebendige Natur ein wesentlicher Bestandteil unserer Städte werden kann."

Dachbegrünungen sind beim Neubau mit Flachdach inzwischen kaum mehr wegzudenken (u.a. Pflicht in diversen Begrünungssatzungen, z.B. Städte München oder Frankfurt am Main). Und auch im Bestand stellt sich die Frage wie Dach- und Fassadenbegrünung sinnvoll integriert werden kann.

Das Grün soll die Stadtluft reinigen, CO2 binden, Regenwasser speichern und isolierend wirken. Doch wie sinnvoll sind Gebäudebegrünungen wirklich und wie ist die Kosten-Nutzen- Rechnung? Ist der Hype gerechtfertigt?

 

Event-Zusammenfassung (KI)

Gebäudebegrünung - Was bringt es wirklich?

Die kürzlich abgehaltene Veranstaltung zum Thema "Gebäudebegrünung" zog mit ihren wertvollen Einblicken und intensiven Diskussionen ein breites Fachpublikum an. Herausgehobene Experten wie Felix Mollenhauer, Georg Baumgartner und Peter Küsters tauschten sich über die ökologischen, ökonomischen und praktischen Aspekte der Begrünung urbaner Bauwerke aus. Die Veranstaltung verdeutlichte, dass Gebäudebegrünung weit über ästhetische Verbesserungen hinausgeht und als integraler Bestandteil der modernen Stadtplanung betrachtet werden muss.

Im Zentrum der Diskussion stand der ökologische Mehrwert der Dach- und Fassadenbegrünung. Dachbegrünungen sind mehr als nur grüne Oasen in urbanen Umgebungen. Laut Mollenhauer bieten sie als Drittsteinbiotope essenzielle Lebensräume für unterschiedlichste Arten und erhöhen die Biodiversität in städtischen Gebieten. Zudem fungieren begrünte Dächer als natürliche Dämmmaßnahmen und können, in Kombination mit Photovoltaikanlagen, die Ertragssteigerung dieser Systeme unterstützen. Dies macht sie zu einer attraktiven Option, nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive.

Fassadenbegrünungen erweitern diesen ökologischen Nutzen durch ihre unmittelbare Wirkung auf den Menschen. Wie Küsters betonte, beeinflussen sie die lokalen Temperaturveränderungen direkt an den Aufenthaltsorten der Menschen und bieten gleichzeitig gestalterische Freiheiten. Neben der traditionellen bodengebundenen Begrünung, etwa durch Kletterpflanzen, waren auch neue Ansätze, wie die wandgebundene Fassadenbegrünung, ein Diskussionsthema. Diese moderne Begrünungsform erlaubt durch etagenweise angeordnete Pflanzgefäße eine sofort spürbare Verbesserung des städtischen Klimas.

Jedoch betonte Baumgartner, dass der Erfolg von Begrünungsmaßnahmen stark vom jeweiligen Projekt abhängig ist und eine sorgfältige Analyse der Standortbedingungen sowie der gewünschten funktionalen Effekte - wie Dämmung und Lärmminderung - erforderlich macht. Dies setzt eine präzise Planung und individuelle Anpassung voraus.

Eine wesentliche Herausforderung bei der Implementierung von Begrünungssystemen, insbesondere im Bestand, ist das Verständnis der statischen Gegebenheiten der Bauwerke. Trotz der Komplexität bleibt der Konsens, dass die Vorteile sowohl im Neubau als auch im Bestandsbau deutlich überwiegen. Der Hitzeinsel-Effekt städtischer Gebiete kann durch gezielte Begrünungsmaßnahmen signifikant gemildert werden, was die Bedeutung dieser Systeme für urbane Umgebungen unterstreicht.

Küsters brachte die Diskussion auf das CO2-Bindungspotenzial von Pflanzen in urbanen Umgebungen. Aufgrund ständiger Schnitt- und Pflegearbeiten fällt dieses Potenzial jedoch geringer aus als vermutet. Wichtiger sei die verlängerte Haltbarkeit von begrünten Dächern, die die Lebensdauer eines Gebäudes um ein Vielfaches verlängern und den Renovierungsbedarf deutlich senken können.

Die Pflege von Begrünungssystemen stellt ebenfalls einen kritischen Aspekt dar. Mollenhauer wies auf die Notwendigkeit einer „vernünftigen Pflege“ hin, um die volle Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Sowohl Schädlingsbefall als auch pflanzenbedingte Probleme können durch regelmäßige Pflege und den Einsatz natürlicher Mittel, wie Nematoden, kontrolliert werden.

Ein weiteres bedeutendes Thema war die effiziente Nutzung von Regenwasser. Küsters unterstrich die Chancen, Kopplungseffekte zu nutzen, wie die Nutzung von Kondenswasser aus Klimaanlagen zur Pflanzenbewässerung. Trotz der erforderlichen, teils komplexen, Steuerung bleibt die technologische Integration dieser Systeme im Gesamtkontext meist kostengünstig.

Die wirtschaftlichen Aspekte der Gebäudebegrünung wurden ebenfalls beleuchtet. Küsters hob hervor, dass Begrünung nicht nur die Gefälledämmung und Anschlusshöhen optimiert, sondern auch die Notwendigkeit von Rückstaukanälen verringert. Diese Maßnahmen führen nicht nur zu einer Kostenreduktion, sondern auch zu einer verbesserten Regenwasserbewirtschaftung. Insbesondere im Bestandsbau kann dies zu beachtlichen Einsparungen führen, wie ein Fallbeispiel aus Düsseldorf zeigt, bei dem nachträgliche Begrünungsmaßnahmen kostengünstig umgesetzt wurden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gebäudebegrünung ein vielschichtiges, jedoch lohnendes Unterfangen ist, das zur Förderung von Biodiversität, zur Verbesserung des städtischen Mikroklimas und zur Kostenreduktion in der Immobiliengestaltung beiträgt. Die Veranstaltung bestätigte den wachsenden Trend zu grünen Städten und die zunehmende Akzeptanz in der urbanen Planung. Felix Mollenhauer fasste es treffend zusammen: „Jede große Stadt will so langsam ihre Leuchtturmprojekte.“ Gebäudebegrünung ist somit nicht nur eine Modeerscheinung, sondern eine nachhaltige Antwort auf die Herausforderungen der modernen Urbanisierung.

Panelisten