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Forschungshäuser in Bad Aibling: Bietet Low-Tech eine höhere Nutzerzufriedenheit?

Dienstag, 25. März 2025 | Online Event

Einfach bauen - Einfach gut?

Untersuchung der drei Forschungshäuser in Bad Aibling: Komfortempfinden und Adaptionsfähigkeit für Standards im Wohnungsbau

Die Bau- und Immobilienbranche sucht nach Lösungen, um Gebäude nachhaltiger und nutzerfreundlicher zu gestalten. Die Forschungshäuser in Bad Aibling setzen dabei auf Low-Tech-Ansätze: einfache, robuste Bauweisen anstelle komplexer Gebäudetechnik. Doch wie wirkt sich das auf Komfort, Energieeffizienz und Nutzerzufriedenheit aus?

Themen der Diskussion:

  • Welche Rolle spielen einfache Bauweisen?
  • Wie beeinflusst Low-Tech den Wohnkomfort und die Betriebskosten?
  • Messwerte & Aussagen zu Temperatur, Luftqualität, Akustik & Wohnumfeld
  • Welche Erkenntnisse lassen sich auf zukünftige Bauprojekte übertragen?

Event-Zusammenfassung (KI)

Forschungshäuser in Bad Aibling: Bietet Low-Tech eine höhere Nutzerzufriedenheit?

Im Rahmen der Veranstaltung „Forschungshäuser“ präsentierte Prof. Dr. Anne Niemann, Expertin für nachhaltige Architektur und Bauplanung, gemeinsam mit weiteren Fachleuten wegweisende Methoden und Konzepte im Bereich des ökologischen Bauens. Die Diskussion widmete sich insbesondere der Schnittstelle von technischer Innovation und nutzerzentrierten Ansätzen im modernen Bauwesen und eröffnete vielschichtige Perspektiven auf die damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten.

Komplexität im Bauwesen: Energieeffizienz versus Nutzerkomfort

Die gegenwärtige Bauwirtschaft ist vor anspruchsvolle Aufgaben gestellt: Energieeffizienz und Nutzerkomfort stehen dabei im Vordergrund, erfordern jedoch eine zunehmende Komplexität der Bauvorhaben und führen zu steigenden Projektkosten. Prof. Dr. Niemann hob hervor, dass trotz signifikanter technischer Fortschritte die Nutzerzufriedenheit oft unverändert bleibt oder sogar abnimmt. Diese Diskrepanz zwischen hohen technischen Standards und der menschlichen Wahrnehmung stellte ein zentrales Thema der Veranstaltung dar.

Ein exemplarisches Projekt in diesem Kontext sind die Forschungshäuser in Bad Aibling, die durch die Reduktion auf das Wesentliche punkten. Getreu der Maxime „Was es nicht gibt, kann auch nicht kaputt gehen“, wurde die technische Ausstattung der Gebäude auf ein Minimum beschränkt, um einerseits die Baukosten zu senken und andererseits dennoch hohe Standards in der Gebäudeperformance sicherzustellen. Leichtbeton, Holz und Mauerwerk kamen als Materialien zum Einsatz, um eine ausgewogene Mischung aus Robustheit und Funktionalität zu gewährleisten.

Sensorik und Nutzerwahrnehmung als Schlüsselfaktoren

Eine fortschrittliche Methodik des Forschungsprojekts umfasste den Einsatz umfassender Sensorik, welche kontinuierlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Energieverbrauch überwachte. Diese Daten wurden nicht nur technisch ausgewertet, sondern auch mit subjektiven Nutzerbefragungen in Beziehung gesetzt. Prof. Dr. Niemann betonte die Relevanz dieser Herangehensweise: „Es ist eine Sache, Daten zu erheben, doch das menschliche Empfinden ist ebenso entscheidend.“

Ein besonders interessanter Aspekt der Untersuchungen war die Diskrepanz zwischen gemessenen Komfortwerten und dem gefühlten Wohlbefinden der Bewohner. Trotz hoher Übereinstimmung der tatsächlichen Temperaturwerte mit der DIN-Norm zur Bewertung des thermischen Komforts, empfanden einige Bewohner ihre Wohnbereiche als zu kalt. Dies zeigt, dass psychologische und individuelle Faktoren, wie Gewohnheiten oder spezifische Wohnsituationen, einen wesentlichen Einfluss auf das Komfortempfinden haben können.

Der Einfluss von Heizsystemen und Lüftungsstrategien

Darüber hinaus wurde das Verhalten der Bewohner im Umgang mit unterschiedlichen Heizsystemen untersucht. Viele Bewohner heizten nur zögerlich oder gar nicht aus Angst vor hohen Heizkosten, was zu subjektiven Kälteempfindungen führte. Zudem zeigte sich, dass die im Sommer ermittelten Daten nicht immer mit dem Wellness-Empfinden der Bewohner korrelierten. Diese Beobachtungen verdeutlichen die erforderliche Berücksichtigung individueller Nutzerpräferenzen bei der Gestaltung von Wohnkonzepten.

Ein weiteres bedeutendes Thema war die Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen. Obwohl hohe Messwerte vorlagen, beschrieben Bewohner das Wohnklima als angenehm. Prof. Dr. Niemann hob die Wichtigkeit einer effektiven Lüftungsstrategie hervor, die durch die bautechnische Ausstattung der Gebäude bedingt ist. In einigen Fällen verhinderten jedoch strukturelle Mängel, wie das Fehlen von Fensterstoppern, ein ausreichendes Lüften, was zu erhöhter Luftfeuchtigkeit führte.

Akustische Aspekte und Nachhaltigkeit in der Bauplanung

Ein zusätzlicher Faktor, der während der Präsentation beleuchtet wurde, war die Akustik in modernen Wohngebäuden. Der minimale Schallschutz, der in den Forschungshäusern umgesetzt wurde, eröffnet eine Debatte um optimale Schallschutzstandards. Während einige Bewohner zufrieden mit der akustischen Umgebung waren, empfand ein Teil eine Verschlechterung der Wohnqualität über die Zeit. Diese Varianz spiegelt die Komplexität und Individualität bei der Wahrnehmung von Lärmquellen wider.

Ein weiteres Kernthema des Webinars war die flexible Raumgestaltung kombiniert mit nachhaltiger Bauweise. Besonders die Abwesenheit von Kellerräumen in den Forschungshäusern sorgte anfänglich für Unzufriedenheit, wurde jedoch langfristig von den Bewohnern als Anstoß zur Reflexion über nachhaltigen Konsum und Raumnutzung gesehen. Die raumhohen Decken ermöglichten zudem flexible Nutzungsmöglichkeiten und verbesserten das Wohlbefinden der Bewohner, was den Trend zu einer entwicklungsfähigen Wohnraumgestaltung unterstreicht. Prof. Dr. Niemann verdeutlichte die Notwendigkeit des Limitarismus in der Bauplanung, der den Ressourcenverbrauch und dessen gesellschaftliche Auswirkungen kritisch hinterfragt.

Zukunftsperspektiven: Neue Materialien und Baupraktiken

Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war die Erforschung und Implementierung alternativer Baumaterialien. Obwohl der konventionelle Bausektor stark auf traditionelle Ressourcen wie Beton setzt, betonte Prof. Dr. Niemann, dass mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um ökologische Varianten zu entwickeln. Materialien wie Holz und Lehm stellen vielversprechende Alternativen dar, die sowohl umweltfreundlicher als auch ästhetisch ansprechend sind.

Insgesamt verdeutlicht die Veranstaltung „Forschungshäuser“, dass in der nachhaltigen Architektur die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Bauindustrie und politischen Entscheidungsträgern entscheidend ist, um den Übergang zu umweltfreundlicheren Baupraktiken zu beschleunigen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der ökologische und ökonomische Anforderungen gleichermaßen berücksichtigt, ist erforderlich, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.

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