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Energieausweise verstehen & anwenden – Energy Performance Certificates für Gewerbeimmobilien

Dienstag, 16. Januar 2024 | Online Event

Aus der EPBD in die Immobilien Praxis?

Die Neufassung der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) ist beschlossen, doch was heißt das in der Praxis?
 
Grundlage ist die europäische Richtlinie 2010/31/EU der EPBD und ihre Überarbeitung in der Richtlinie 2018/844, die von den Mitgliedsstaaten in nationalen Gesetzen umgesetzt wird. Deutschland stellt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) bereit, auf dessen Basis der Energieausweis mit Informationen zur Energieeffizienz von Immobilien bereitstellt. Für Neubau, Sanierung, Verkauf oder Vermietung von Wohngebäuden und auch Nichtwohngebäuden ist die Erstellung eines Energieausweises verpflichtend.
 
Im GEG liegt für Wohngebäude seit dem Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung 2014 bereits ein Klassifikationssystem in Form einer Buchstabenklasse vor. Energieausweise für Nichtwohngebäude enthalten jedoch keine Klassifizierung. 
 
Es gibt verschiedene Methoden für die Ausstellung des Energieausweises: Der Bedarfsausweis ermitteln den theoretischen Gesamtenergiebedarf des Gebäudes (aus Basis von DIN 4108 / DIN 18599), der Verbrauchsausweis gibt den tatsächlichen Energieverbrauch und spiegelt den Einfluss des Nutzerverhaltens der letzten drei Abrechnungsperioden wider.
 
Als KPI für die SFDR und EU-Taxonomie gilt der Primärenergiebedarf: KVGs müssen für Immobilienfonds im Rahmen des PAI-Statements nach der SFDR den Anteil derjenigen Immobilien ausweisen, die mit einer Energieeffizienzklasse C oder schlechter klassifiziert werden. Für die Taxonomie-Konformität müssen Gebäude unter anderem eine Energieeffizienzklasse A nachweisen. 
 

Event-Zusammenfassung (KI)

Energieausweise: Herausforderungen und Potenziale im Kontext europäischer Regularien

Die jüngste Fachveranstaltung zum Thema Energieausweise bot einen tiefen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Energiezertifizierung von Gebäuden. Unter der Leitung von Maria Hill, Ausschussvorsitzende für Energie und Gebäudetechnik beim TGA-Fachverband, und Aljoscha Schwedler, Manager im Bereich Real Estate bei PwC, wurde die Relevanz von Energieausweisen im Licht der jüngsten gesetzlichen Entwicklungen und ihrer praktischen Anwendung in der Immobilienwirtschaft umfassend erörtert.

Bedeutung der Energieausweise im rechtlichen Kontext

Energieausweise sind ein zentrales Instrument der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) der Europäischen Union, das seit 2002 existiert und darauf abzielt, die Energieeffizienz von Gebäuden zu bewerten und vergleichbar zu machen. In Deutschland sind die Vorgaben für Energieausweise im Gebäudeenergiegesetz (§§ 79 ff.) verankert. Diese Dokumente dienen in erster Linie als Informationsquelle, um gleichartige Gebäudetypen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz zu vergleichen. Maria Hill wies darauf hin, dass die "Energieleistungsrichtlinie (EPBD) mittlerweile weniger umstritten ist", was die Schaffung klarer Schwellenwerte für die Branche umso dringlicher macht.

Harmonisierung der Berechnungsmethoden

Ein bedeutendes Thema der Veranstaltung war die Harmonisierung der Berechnungsmethoden für Energieausweise, die derzeit stark variieren. Diese Unterschiede führen zu unvergleichbaren Ergebnissen, was die Vergleichbarkeit und Transparenz der Energieausweise untergräbt. Aljoscha Schwedler betonte die Notwendigkeit eines klarstellenden Eingriffs durch den Regulator: „Es ist sehr wünschenswert, dass der Regulator hier etwas klarstellt und das Ganze weiterentwickelt.“

Verbrauchs- vs. Bedarfsausweise

Die Diskussion um den Bedarf von Verbrauchs- versus Bedarfsausweisen verdeutlichte die Komplexität der Energiebewertung. Während Verbrauchsausweise auf realen Energieverbräuchen basieren, berücksichtigen Bedarfsausweise die energetische Qualität der Immobilie. Maria Hill zeigte auf, dass „der Bedarfsausweis explizit die Immobilie und deren Qualität berücksichtigt, während der Verbrauchsausweis die tatsächlichen Verbräuche abbildet.“ Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile: Während Bedarfsausweise theoretische Daten zur Immobilie nutzen, können Verbrauchsdaten stark schwanken. Ein französisches Modell, das beide Ansätze kombiniert, wurde als potenzielles Vorbild diskutiert.

Kritik an der Praxisanwendung und Vorschläge zur Verbesserung

Die Unzulänglichkeiten der aktuellen Energieausweise, insbesondere in ihrer Praxisanwendbarkeit, wurden ebenso thematisiert. Hill kritisierte, dass Neubauten im Ausweis teilweise schlechter bewertet werden als sie tatsächlich sind, was durch methodische Unterschiede und Vergleichswerte verursacht wird. Hier sieht sie Verbesserungsbedarf bei der Effizienzklassen-Zuordnung, um die Defizite zu überwinden und die Zertifikate praxisgerechter zu gestalten. Die angestrebte Digitalisierung, wie etwa der Aufbau einer nationalen Datenbank zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, könnte hier einen entscheidenden Fortschritt darstellen.

Einfluss auf Finanzierungen und die Struktur der Finanzmärkte

Energieausweise gewinnen auch im Rahmen der grünen Taxonomie, die vor allem für Finanzinstitute relevant ist, zunehmend an Bedeutung. Aljoscha Schwedler hob hervor, dass "die Energieausweise für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Investitionen an Bedeutung gewinnen", insbesondere unter Berücksichtigung der CO2-Emissionspreise. Diese Entwicklung betont den Reformbedarf und das Potenzial für Innovationen im Bereich der Energiezertifizierung. Gleichzeitig besteht Unsicherheit in der Einschätzung von Energieklassen durch Banken und Versicherer, da oft bindende rechtliche Rahmenbedingungen fehlen.

Herausforderungen in der Umsetzung und Qualitätssicherung

Die Herausforderungen bei der Qualitätssicherung der Energieausweise betonte Schwedler, indem er erläuterte, dass "letztendlich wird das Ganze nicht mehr wirklich überprüft." Häufig basieren die ausgestellten Bescheinigungen auf Daten von Registrierstellen ohne zusätzliche Validierung. Mangelnde Kontrolle birgt das Risiko unsachgemäßer Energieausweise, was das Vertrauen ins System unterminiert. Zudem fehlt es oft an klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen, um Schätzungen auf Basis von Vergleichswertverfahren zu validieren.

Ausblick: Reformbedarf und Potenziale

In Anbetracht der breiten Diskussion und der vielen geäußerten Positionen ist eine Reform der Energieausweise drängend geboten. Zukünftige gesetzliche Bestimmungen auf EU-Ebene müssen praktisch umsetzbar sein und die energetische Transformation effektiv vorantreiben. Die anvisierte Schaffung eindeutiger Standards und die Harmonisierung der Berechnungsmethoden, ergänzt durch die verbesserten digitalen Struktur, werden als Schlüssel zum Erfolg bezeichnet.

Insgesamt bietet die Entwicklung und Reform des Energieausweissystems sowohl Herausforderungen als auch Potenziale. Die Harmonisierung und klare Definitionen sind essenziell, um sowohl die Transparenz als auch die Akzeptanz in der Branche zu gewährleisten. Der Austausch unter den Marktteilnehmern ist entscheidend, um innovative Lösungen zu entwickeln und die energetische Transformation nachhaltig zu gestalten.

BUILTWORLD: Energieausweise verstehen & anwenden – Energy Performance Certificates für Gewerbeimmobilien

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