Manage to Zero
Emissionsfreie Gebäude - Buchvorstellung & Diskussion
Montag, 31. März 2025 | Online Event
Von der „Ganzheitlichen Sanierung“ zur „Seriellen Sanierung“
Der effizienteste Weg zu einem CO2-neutralen Gebäudebestand im Zieljahr 2045
Stefan Oehler entwickelte 1996 das erste freistehendes Passivhaus in Europa, war langjährig bei Werner Sobek tätig und hat am Standort Frankfurt die Greentech Abteilung aufgebaut. Seit 2019 entwickelt er die serielle Sanierung und war unter anderem bei ecoworks an der ersten seriellen Sanierung zum NetZero Building in Deutschland beteiligt.
Gemeinsam diskutieren wir die neue Auflage seines Buchs mit den Schwerpunkten:
- Stadt der Zukunft: Was ist das Ziel
- Das Konzept der CO2-neutralen Sanierung
- Sanierungsfahrpläne in der Praxis
- Niederländischer „Energiesprong“
- Serielle Sanierung zum NetZero Building
Event-Zusammenfassung (KI)
Emissionsfreie Gebäude - Buchvorstellung & Diskussion
Im Rahmen des Fachwebinars "Emissionsfreie" diskutierten namhafte Experten über die vielschichtigen Herausforderungen und potenziellen Lösungswege auf dem Weg zu emissionsfreien Bau- und Sanierungskonzepten. Unter der Moderation von Stefan Oehler, einem erfahrenen Fachmann im Bereich nachhaltiges Bauen, wurden innovative Ansätze, gesetzliche Rahmenbedingungen und konkrete Praxisbeispiele thematisiert. Die Veranstaltung legte den Fokus auf die energetische Bestandssanierung und die Integration neuer Technologien in bestehende Infrastrukturen.
Ein zentraler Aspekt war der Übergang von Neubaumaßnahmen hin zu gezielten Bestandssanierungen. Oehler betonte die langlebige Relevanz dieses Schwerpunkts: „Das ist das große Thema, was uns alle beschäftigen wird, die nächsten Jahrzehnten.“ Er verwies auf ein Praxismodell bei einer Sparkasse in Hessen, das die Komplexität solcher Vorhaben verdeutlicht. Die Zusammensetzung aus unterschiedlichen Gebäudeteilen stellt Planer vor Herausforderungen, die ein flexibles und dennoch strategisch fundiertes Vorgehen erfordern.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Effizienz bestehender Photovoltaik-Anlagen (Pv) im Kontext von Nullenergiegebäuden. Oehler führte aus, dass die Transformation von Bestandsgebäuden zu emissionsfreien Strukturen nicht ausschließlich durch Photovoltaik zu erreichen sei. Oft entscheide das Verhältnis zwischen Nutzfläche und Pv-Fläche über die Machbarkeit. Dabei spiele der Stromverbrauch eine oft unterschätzte Rolle in der Nachhaltigkeitsbilanz eines Gebäudes.
Lebenszykluskosten, also die ganzheitliche Betrachtung von Baukosten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Kalkulation berücksichtigt sowohl Investitions- als auch Betriebskosten. Am Beispiel der Hessischen Sparkasse erläuterte Oehler, wie eine vorausschauende Planung bereits nach sechs Jahren zu einem Amortisationszeitpunkt führen kann.
Die Optimierung der Dämmung zählt zu den Grundpfeilern nachhaltiger Sanierungen. Oehler erklärte die Risiken unzureichender Wärmeisolierungen und wies auf die Bedeutung von Materialien wie Aerogelen hin, die zwar kostenintensiver, aber effizienter sind. „Wenn man nicht genau aufpasst und hier gedankenlos irgendwelche Aluwinkel einbaut, dann sind die Wärmeverluste ungefähr so groß wie der komplette reguläre Heizwärmebedarf des Gebäudes,“ warnte Oehler.
In Bezug auf die strategische Planung hob Oehler die Bedeutung eines wohldurchdachten Sanierungsfahrplans im Kontext der EU-Zielsetzung eines „zero emission building“ hervor. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit den baulichen Anforderungen an emissionsfreie Gebäude sei entscheidend, um langfristig wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Dabei betonte er: „Die zentrale Aussage das Rentabelste und das Wirtschaftlichste, was ich machen kann, ist, so schnell wie möglich, mich mit diesem zero emission building auseinanderzusetzen.“
Ein weiteres Augenmerk lag auf den Rebound-Effekten, die selbst bei hoher Dämmqualität zu unerwarteten Verbrauchssteigerungen führen können. Die Experten plädierten für mehr Messwerte in Form quantifizierbarer Ergebnisse zur realistischen Bewertung der Effizienz von Sanierungsmaßnahmen. Die EU scheint diesen pragmatischen Ansatz zu unterstützen, indem sie sich mit energieeffizienten Gebäudeenergieklassen anstatt absoluter Nullenergiegebäude begnügt.
Oehler und die weiteren Teilnehmer hoben die Rolle von Wärmepumpen auch in unsanierten Gebäuden hervor. Dabei ist die Möglichkeit, bestehende Heizkörper weiter zu nutzen, eine kosteneffiziente Methode, die gleichwohl eine Verhaltensanpassung bezüglich der Nachtabsenkung erfordert. Klimaanlagen in energieeffizienten Gebäuden wurden ebenfalls diskutiert, wobei einige Nutzervorlieben, wie der Wechsel von Strahlungswärme zu Luftumwälzung, berücksichtigt werden müssen.
Für die serielle Sanierung von Gebäuden plädierte Oehler für eine umfassendere, auf Quartierebene abgestimmte Planung. Dies könnte die Effizienz steigern und Kosten durch skalierte Maßnahmen senken. Die Vorfertigung von Fassadenelementen mit entsprechenden Autokranen kann diesen Prozess weiter industrialisieren und bietet insbesondere bei großflächigen Nichtwohngebäuden Potenzial.
In Summe zeigte das Webinar "Emissionsfreie", dass eine nachhaltige Gebäudesanierung durch integrierte Planungen und interdisziplinäre Ansätze erreicht werden muss. Dabei verschränken sich technische Innovationen mit wirtschaftlichen Überlegungen zu einer anspruchsvollen Aufgabe, die es in den kommenden Jahrzehnten zu meistern gilt. Die Entwicklung hin zu emissionsfreien Gebäuden stellt nicht nur eine technische, sondern auch eine sozioökonomische Herausforderung dar, die auf eine umfassende strategische Betrachtung angewiesen ist.
Panelisten
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