Bauen im Bestand
Bürogebäude der 50er & 60er - Wiederbelebung: Strategien und Konzepte
Mittwoch, 26. Februar 2025 | Online Event
TUM Forschungsergebnisse: Best Practice für den Umgang mit Bürohochhäusern
Wie sollten wir mit den Bürohochhäusern der Nachkriegszeit umgehen? Bürohochhäuser aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellen eine große baulich-materielle Ressource dar. Die Erhaltung dieses Bestands ist stärker durch Nutzungsveränderungen und neue Nutzungsanforderungen aus dem Corporate Real Estate Management gefährdet.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Putz (ETH) blicken wir auf die Forschungsergebnisse der letzten Jahre:
- Wie können Bürohochhäuser der Nachkriegszeit für heutige Anforderungen fit gemacht werden?
- Welche Annahmen gelten wirklich für den Lebenszyklus von Bauwerken?
- Welche Strategien gibt es insbesondere im Umgang mit Fassadenkonstruktionen?
Neben städtebaulichen als auch denkmalpflegerischen Aspekte schauen wir hinter die Kulissen der Sanierung von prägnanten Hochhäusern in Nürnberg, Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurt und Berlin.
Event-Zusammenfassung (KI)
Zukunftsfähigkeit von Bürogebäuden: Denkmalpflege, Nachhaltigkeit und moderne Nutzungskonzepte
Im Rahmen der Fachveranstaltung „Bürogebäude der 50er & 60er - Wiederbelebung: Strategien und Konzepte“ beleuchtete Prof. Dr. Andreas Putz, ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Architektur und Bauinnovation, die vielschichtigen Herausforderungen und Chancen bei der Erhaltung und Umgestaltung von Bürogebäuden aus der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre. Diese Gebäude, oft geprägt von ihrer spezifischen Bauweise und historischen Funktion, stellen besondere Anforderungen an die Denkmalpflege und die Nachhaltigkeit, die es in einem interdisziplinären Ansatz zu lösen gilt.
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Erhaltung von Bauwerken des 20. Jahrhunderts, deren denkmalpflegerisches Potenzial häufig unterschätzt wird. Anhand von Beispielen wie dem Osram-Verwaltungsgebäude in München, das trotz Denkmalschutz abgerissen wurde, und dem erhaltenen Deckel-Verwaltungsgebäude verdeutlichte Putz, dass die Entscheidung über Abriss oder Erhalt nicht nur von der historischen Funktionalität, sondern auch von der baulichen Substanz abhängt. „Die Frage, warum ein Gebäude überlebt und ein anderes nicht, lässt sich nicht nur an der historischen Funktionalität, sondern auch an der baulichen Substanz festmachen“, so Putz.
Neben der denkmalpflegerischen Sichtweise wurde die ökologische Dimension der Gebäudebestandspflege thematisiert. Viele Bürogebäude der Nachkriegszeit sind energieintensiv im Betrieb und verursachen bei Abriss erhebliche Bauabfälle. Hier stellte Putz die Bedeutung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit heraus: „Die Lebensdauer und Nutzungsdauer von Bauwerken zu erhöhen, ist entscheidend, um ökologischen und ökonomischen Anforderungen gerecht zu werden.“ Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von Sanierungsstrategien, die nicht nur die architektonische Substanz bewahren, sondern auch zeitgemäße Energie- und Komfortstandards erfüllen.
Im Bereich der Fassadensanierung betonte Putz die Bedeutung der Nachhaltigkeit und Langlebigkeit historischer Fassaden. Durch behutsame Sanierung anstelle von Komplett-Erneuerungen können Fassaden nicht nur in ihrer historischen Form bewahrt, sondern auch energetisch optimiert werden. Neue Materialien und Technologien ermöglichen es, den architektonischen Wert beizubehalten und dennoch langfristig Ressourcen zu sparen.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war auch die Anpassung von Bürogebäuden an moderne Nutzungskonzepte. Hierbei spielten insbesondere die Flexibilität und die Multifunktionalität der Nutzung eine Rolle. Putz unterstrich, dass moderne Bürogebäude durch unterschiedliche Mieteranforderungen häufige Anpassungen der Gebäudetechnik und Fassaden erfordern. Die Verwendung innovativer Simulationsmethoden hilft dabei, Vorhersagen über Wärmebelastungen und Energieverbräuche zu treffen und entsprechende Maßnahmen präzise zu planen.
Besondere Beachtung fanden in diesem Zusammenhang die Doppelfassaden und Wintergartenbereiche, die aufgrund ihrer klimatischen Vorteile in Umbauten integriert werden. Diese Systeme bieten nicht nur Potenzial für energieeffiziente Lösungen, sondern tragen auch entscheidend dazu bei, den CO₂-Fußabdruck der Bauten zu verringern. Das Ziel ist, Mikroappartments und Hotelnutzungen umzusetzen, ohne signifikante Eingriffe in die ursprüngliche Struktur vorzunehmen.
Zudem wurde auf die Bedeutung der kulturellen Identität der sogenannten Wirtschaftswunder-Bauten hingewiesen. Diese symbolträchtigen Gebäude sind architektonisch und geschichtlich wertvoll und stehen häufig an bedeutenden Verkehrsknotenpunkten, die nicht nur als Identifikationsobjekte dienen, sondern auch eine gesellschaftliche Relevanz besitzen.
Ein weiterer Aspekt des Webinars war die Digitalisierung von Fassaden- und Fenstersystemen aus den 60er bis 80er Jahren. Mittels digitaler Datenbanken sollen standardisierte Bauteile erfasst und langfristig für die Erhaltung und den gezielten Austausch von Komponenten optimiert werden. Diese Innovationsansätze ermöglichen eine effizientere Bauwerkserhaltung und tragen dazu bei, die Bestandsgebäude nachhaltiger zu nutzen.
Insgesamt zeigte die Veranstaltung auf, dass die Transformation historischer Bürogebäude eine strategische Balance zwischen Modernisierung und Denkmalschutz erfordert. Eine solche Balance ist nicht nur für die Erhaltung der ikonischen Baukultur entscheidend, sondern auch, um die Gebäude funktional zukunftsfähig zu gestalten. Die vielfältigen Beiträge verdeutlichten, dass eine nachhaltige und innovative Erhaltung von Bestandsgebäuden einen integrativen Ansatz erfordert, der architektonische, ökologische und ökonomische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.
Panelisten
Angemeldete Personen
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hm_architektin
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BPD Immobilienentwicklung
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Cushman & Wakefield
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Konrad Knoblauch GmbH
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syte
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